Ärger um Standort der Pestalozzischule
Stadtverordnete stimmen Bau eines Möbelhauses in
Ober-Eschbach grundsätzlich zu
bie. BAD HOMBURG. Die nahende Oberbürgermeisterwahl hat
am Donnerstagabend die Debatten der Stadtverordneten überschattet. So nutzten
zahlreiche Redner eine Aktuelle Stunde zum Bebauungsplan 99, um mit
Oberbürgermeisterin Ursula Jungherr (CDU) wegen dem Neubau der Pestalozzischule
ins Gericht zu gehen. Jungherr hatte Anfang der Woche überraschend verkündet,
die Schule solle nicht wie bisher geplant am Bommersheimer Weg, sondern auf dem
Gelände der ehemaligen Kerschensteiner-Schule neben dem Krankenhaus gebaut
werden. Den Sinneswandel charakterisierte Beate Fleige, Fraktionsvorsitzende
der Bürgerliste Bad Homburg (BLB), als "Hakenschlagen", während Bardo
Röhrig (Die Grünen) von einer "dreifachen Rolle rückwärts" und einer
"politischen Bankrotterklärung" sprach. Als
"Unverschämtheit" bezeichnete es Holger Fritzel von der Neuen
Homburger Union (NHU), dass keine Gremien beteiligt gewesen seien.
Während BLB und NHU als Kritiker des bisherigen
Standorts ihre früheren Argumente nicht gewürdigt sahen, hatte die SPD
gemeinsam mit der Koalition den Neubau am Bommersheimer Weg gegen die
Widerstände der Bürgerinitiative verteidigt. Die Parteivorsitzende Elke Barth
sah diese Bemühungen um eine "pragmatische Opposition", bei der man
es sich angesichts der Unterschriftenlisten gegen den Schulbau nicht leichtgemacht
habe, von Jungherr "auf dem Altar der Beliebigkeit geopfert." Sie
fühle sich als Parlamentarierin an der Nase herumgeführt, sagte Barth. Mit
seiner Erklärung, die Oberbürgermeisterin haben eben zugehört und manchen
Vorschlag der anderen Fraktionen aufgenommen, erntete der
CDU-Fraktionsvorsitzende Alfred Etzrodt Hohngelächter.
Beim Bebauungsplan für den Massenheimer
Weg in Ober-Eschbach waren sich die Stadtverordneten zwar im Grundsatz einig,
nämlich den Bau eines Möbelhauses zu ermöglichen und dafür mit der Offenlage
einen weiteren rechtlichen Schritt zu tun. Für Streit sorgte die im Plan
festgelegte strikte Begrenzung des Sortiments. Die BLB forderte in einem
Änderungsantrag, Hausrat, Glas, Porzellan, Heimtextilien, Elektrogeräte und
Leuchten von der Beschränkung auszunehmen. Dies könne man dem Möbelhaus Meiss
kaum verweigern, während es Ikea mit ebensolchen Sortimenten in Nieder-Eschbach
direkt vor der Nase habe, sagte Fleige. Gerhard Trumpp (CDU) hingegen warnte
davor, vom Zentrenkonzept schrittweise abzuweichen, und Jungherr sagte, die
Einschränkung beziehe sich nur auf den Kernbereich des Geschäfts. Das von dem
Grünen Röhrig genannte Beispiel, es dürfe wohl immer nur eine Tischdecke als
Dekoration ausliegen, nannte sie "lächerlich". Während der Änderungsantrag
abgelehnt wurde, fand die eigentliche Vorlage mit den Stimmen von CDU, FDP und
SPD eine breite Mehrheit.
Einstimmig sprachen sich die
Stadtverordneten auf Antrag der Koalition dafür aus, einen Kauf des
Vickersgeländes durch die Stadt zu prüfen. Der Magistrat soll vorher klären, ob
die Industriebrache zwischen Schaberweg und Frölingstraße von Gewerbenutzung zu
anderen Zwecken umgewidmet werden kann oder ob der amerikanische Eigentümer
Schadensersatz fordern könnte. Die von der NHU in ihrem Ursprungsantrag
geforderte Wohnbebauung mochten auch die anderen Fraktionen nicht von
vornherein ausschließen.
Ein anderes Thema, die von CDU und FDP
durchgesetzte Forderung, mit Geld aus dem Konjunkturprogramm ein neues
Vereinshaus am Sportplatz Sandelmühle zu bauen, blieb dagegen heftig
umstritten. Alle anderen Fraktionen forderten vergeblich, hierüber zusammen mit
einer Liste aller in Frage kommenden Projekte zu entscheiden.
Text: F.A.Z., 07.03.2009, Nr. 56 / Seite 61